Interview: Darum hadert die Gartenbau-Branche mit Nachwuchskräften in Deutschland

13. Dez 2018·Aktualisiert: 04. Aug 2022
Lesedauer 3 Minuten

Wie viele Garten- und Landschaftsbau-Betriebe hat auch die Knipphals Gestaltung GbR aus Bergisch Gladbach mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Obwohl die Auftragsbücher nach wie vor gefüllt sind, sei es schwer, qualifizierte Nachwuchskräfte für die Branche begeistern zu können. Im Interview mit Digitale Seiten kritisiert der Garten- und Landschaftsbauer Martin Knipphals die Einstellung einiger Nachwuchskräfte in Deutschland, kennt bei einem noch größeren Notstand aber schon die Lösung.

Knipphals-Gartengestaltungt
© Knipphals Gestaltung GbR

Wie ist die Gartenbau-Branche in Ihrer Heimatregion aufgestellt? Wie voll sind die Auftragsbücher?

Zum Teil wohl recht gut. Allerdings in 2018 eher nur mit einfachen Arbeiten: Pflasterarbeiten, Hangabfangung, Zaunbau, Steinterrassen, gelegentlich auch Holzterrassen.

Muss Ihr Betrieb personell wachsen, um alle Aufträge realisieren zu können

Unser Konzept seit 1992 ist ohnehin schon das Einbeziehen möglichst vieler und, wenn möglich, regionaler Fachbetriebe. Da bislang im Bundesgebiet überwiegend nur mittel-anspruchsvolle Aufträge vergeben werden, liegt hier noch sehr viel Wachstumspotenzial. Der „zarte“ Trend scheint zu sein, zukünftig doch eher hochwertige bis hochwertigste Anlagen à la Japan zu ordern – auch als Wertzuwachs der Immobilie. Das ist keine Stil-, sondern eine Identitätsfrage.

Wie steht es um Nachwuchskräfte in der Branche und worin liegen die größten Probleme?

Die Situation ist schwierig. Die innere Einstellung zur Arbeit von 99 % der Nachwuchskräfte ist das größte Problem. Mit einer möglichst kurzen, einfachen Schulung möglichst schnell VIEL Geld zu verdienen – das funktioniert nicht. Die sechs Jahre Lehrzeit erscheinen zu lang. Die somit weit höhere Qualifikation als bei westlichen Betrieben wird nicht gesehen. Zumal alle dies nur als Job sehen, nicht als sinnvollen Beruf.

Was tun Sie, um Auszubildende zu gewinnen?

In den Medien präsent sein.

Anmerkung von Digitale Seiten: Neben einer allgemeinen Website betreibt der Betrieb eine zweite Website, die sich ganz auf das Thema der japanischen Gartengestaltung fokussiert. Zusätzlich ist der Betrieb mit einem Unternehmensprofil auf Facebook aktiv, das unter anderem dazu dient, Einblicke in die Arbeit zu gewähren und über anstehende Events zu informieren. Darüber hinaus präsentiert sich Martin Knipphals bei Interviews auf Gartenbau.org als Experte für Themen rund um den Gartenbau.

Besteht die Gefahr, dass sich die Branche wegen fehlender Nachwuchskräfte auflöst?

Nein. Notfalls holen wir Lernwillige aus Japan, die vollkommen anders motiviert sind.

Wie kann es gelingen, Ihre Branche in Zukunft attraktiver für Nachwuchskräfte zu machen?

Durch das intensive Bearbeiten von Lebensfragen in Familie und Schule. Hauptsache Spaß und Party – und der Job ist nur das Mittel zu diesem hohlen Zweck? Diese Formel geht nicht auf.

Was sind die Vorzüge einer Laufbahn im Gartenbau?

Jede Branche hat ihre Vorzüge. Wer gerne mit und für Menschen kreativ arbeitet, hat hier ein gutes Aufgabenfeld.

Was macht speziell Ihren Betrieb attraktiv für Nachwuchskräfte?

Als erster Meisterbetrieb in Deutschland mit japanischer Schulung zum zengeprägten Teewegmeister sind wir unter anderem sowohl im Hausbau als auch im Gartenbau oder Innenausbau tätig. Daher sind wir für Kunden der Hauptansprechpartner für alle Baufragen, wodurch eine wohltuende Homogenität von Innen und Außen erreicht wird. Ein Ziel, dass das Bauhaus damals zwar wollte, doch ohne Schulung nicht erreichen konnte. Tatsächlich ganzheitlich Planen und Bauen ist nun mit uns erstmals möglich. All das kann auf Nachwuchskräfte bei uns zukommen.

Digitale Seiten bedankt sich herzlich für das Gespräch!

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